DIE S.P.A.R.T.A.-ANALYSE

IV. Die S.P.A.R.T.A.-Analyse©

7. FRAGESTELLUNG UND ANSATZ

Wesentlicher Ansatz für die Entwicklung der S.P.A.R.T.A.-Analyse© war und ist die Forderung von Kreditgebern die Sanierungsfähigkeit und den Sanierungserfolg anhand objektiver Analysen klassifizieren zu können und mithin zu einer Einschätzung des Sanierungsrisikos zu gelangen.

7.1. ANALYSEINSTRUMENTE

Zur Ermittlung objektivierter Kriterien werden zwei von einander getrennte Analyseinstrumente eingesetzt.

1.      INSTRUMENT I: S.P.A.R.T.AANALYSE© DER QUANTITATIVEN EINFLUSSFAKTOREN [SOFTFACT]

                                    [Analyse der nicht monetären Krankheitsherde (Softfacts)]

               Um eine einheitliche Definition und einen einheitlichen Wissensstand zu gewährleisten wurden die maßgeblichen Einflußkriterien auf die operationelle Risikoentwicklung von Unternehmen nach dem Basler Akkord zugrunde gelegt (siehe „Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht: (Konsultationspapier) „Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung“, April 2003).

               Die unter dem Begriff „S.P.A.R.T.A. I“ zusammengefaßten Unternehmensanalyse basiert auf der Einkreisung der die Unternehmenssituation erklärenden Softfacts.

               Basis dieser Analyse ist die Befragung von Mitarbeitern (maximal 25 Personen) eines Unternehmens mittels ausgefeilter Fragebögen zum Stand des Unternehmens aus Sicht extern und intern Betroffener. Abgesehen davon, daß der Sanierungsbeauftragte selbst mit dieser Fragetechnik schnell die Spreu vom Weizen trennen kann, führt die Befragung verschiedener Personen ebenso schnell zu charakteristischen Merkmalsausprägungen und damit zu den Krankheits-herden des Unternehmens. Es besteht die Möglichkeit die Antworten in sich selbst nochmals zu gewichten, d.h. z.B. wird die Antwort eines Geschäftsführers oder des Betriebsratvorsitzenden mit 5 Punkten gewichtet, die Antwort von leitenden Angestellten mit 4 Punkten und die von Arbeitern mit 2 Punkten. Das System ist auf absolute Flexibilität ausgelegt. Basis ist immer eine umgewandelte Basel II Klassifikation (Basel II „AAA“ = +5, „DDD“ = -5).

               Als Darstellung der ermittelten Ergebnisse wird eine Rautengraphik mit vier Merkmalsausprägungen benutzt. Die vier Merkmalsausprägungen geben die entscheidenden strategischen und operativen Einflußfaktoren auf den Unternehmensverlauf wieder. Es handelt sich um die Positionierungspunkte

1.           die Strategische Positionierung des Unternehmens,

2.           die Markt / Vertriebspositionierung,

3.           die Produktionspositionierung, und

4.           die Managementpositionierung.

Die sich aus den vier Merkmalsausprägungen ergebende Nullpunkt-Verschiebung auf den Achsen der Raute geben den tatsächlichen Stand des Unternehmens objektiv wieder. Die Klassifikation folgt einer Skala von 0 bis 5 (0 = insolvent; 5 = absolut stabiles Verhalten).

Die Positionierungspunkte 1 – 4 setzen sich selbstverständlich aus umfangreichen, vorgeschalteten Analyseberechnungen zusammen (siehe hierzu auch "Praktische Überleitung" und das "Fallbeispiel"). Im untenstehenden Beispiel rot dargestellt:

Die im Rahmen der Befragung festgestellten, und durch den Sanierer / Restrukturierer (CRO), verifizierten Maßnahmenpakete, welche sanierungsrelevant sein müssen, führen letztendlich zu einer Zielausprägung, die - ebenfalls mathematisch-analytisch - festgehalten wird (hier als blaue Raute dargestellt) und den vorzulegenden Prüfungsbericht (aus dem die Maßnahmenpakete abgeleitet werden können) zur "Bibel" der Sanierung macht:

Schlußendlich ist für die Kapitalgeber, Gesellschafter, Geschäftsführer, Betriebsrat etc. absolut relevant zu wissen, inwiefern die einzuleitenden Sanierungsmaßnahmen das Risiko einer Isolvenz verringern.

In einer sehr komplizierten Berechnung wird die Festlegung der Eintrittswahrscheinlichkeit des Sanierungserfolges durch die Änderung der Softfact-Konstellationen berechnet. Dort wird auch das Sanierungsrisiko, also die Wahrscheinlichkeit eines Insolvenzeintrittes, ermittelt.

2.      INSTRUMENT II: S.P.A.R.T.A– ANALYSE DER QUALITATIVEN EINFLUSSFAKTOREN [HARDFACT]

                                    [Analyse der ökonomischen und monetären Krankheitsherde (Hardfacts)]]

               Die Hardfact-Analyse basiert auf einem einzelkennzahlengestützten Risikofrühwarnsystem, dem sog. RMC 2006 (Risc Management Controller). Dieser kann nicht nur für Sanierungsfälle genutzt werden sondern für alle Unternehmens-analysen. Basis ist ein Kennzahlensystem mit mehr als z. Z. 320 Einzelkennzahlen über alle Bereich der Unternehmens-welt (Jahresabschluß , Forschung und Entwicklung , Unternehmensführung und Organisation , Unternehmensanalyse und Planung , Administration , Marketing und Verkauf , Produktion und Einkauf , Logistik und Materialwirtschaft und Personal).

               Genau wie bei der S.P.A.R.T.A.-Analyse I (Softfactanalyse) werden die Analysedaten in einer Raute dargestellt. Zur Berechnung und zur Objektivierung der Analyseergebnisse werden vier voneinander unabhängige Multiple Diskriminanzanalysen (MDA) verwendet, die die Merkmalausprägung innerhalb der Raute wiedergeben.

               Grundlage für die optimale Merkmalsausprägung ist das optimale Verhalten der vier MDAs (Optimales Rating: blaue Farbe). Der berechnete Ist-Zustand wird in roter Farbe dargestellt und die möglichen Simulationen 1-3 in türkiser Farbe. Letztere geben die Veränderungen der Kennzahlenstrukturen nach Sanierung wieder. Das das optimale Rating eben das Optimum wiedergibt, müssen (theoretisch) die Darstellungen von Ist und Simulation innerhalb der blauen Umrandung liegen. Jede Linie außerhalb der blauen Umrandung stellt eine negative Ratingabweichung dar und damit ein nicht optimales Verhalten der Unternehmenshauptkennzahlen die sich in den Multiplen Diskriminanzanalysen I – IV widerspiegelten. Sollten im Ist-Rating (rote Farbe) alle Linien außerhalb der blauen Optimum-Umrandung liegen, so ist das Unternehmen insolvent.

Innerhalb von CHARADOX© RMC2006 (siehe dort) folgen weitere, erläuternde, graphische Auswertungen. Ein Beispiel möge an dieser Stelle genügen:

7.2. INSOLVENZPROGNOSE

       Die Prognose des Sanierungsrisikos oder - im Umkehrschluß – die Insolvenzprognose

Die in der Gesamtanalyse durchgeführten Parameterbestimmungen, die in den Ergebnissen der S.P.A.R.T.A.-Analysen I und II ihre Ausprägungen zeigen und zu der notwendigen Objektivierung aller Hauptbeeinflussungsbereiche führen, müssen – um neben der Risikoeinschätzung selbst auch eine Risikomeßbarkeit zu erhalten – eine Risikogewichtung und damit eine meßbare Wahrscheinlichkeit erhalten.

Das Unmöglichkeitstheorem bei asymmetrischer Information spielt bei der auf die S.P.A.R.T.A.-Analyse gestützte Berichter-stattung eine vernachlässigbare Rolle, da die Informationen dreifach geglättet und die Basisbedingungen redundanzfrei weiterverarbeitet werden (siehe CHARADOX©).

Untenstehend wird die Wahrscheinlichkeit des Sanierungserfolges basierend auf der Ausprägung der durch Sanierungsmaß-nahmen veränderten Soft- und Hardfacts wiedergegeben.

Dem folgt die Berechnung des Restrisikos für den Fall eines Scheiterns der Sanierungsbemühungen:

Die Graphik verdeutlicht mittels einer logarithmischen Trendlinie unter Einbezug der Restrisikowahrscheinlichkeit die Tendenz des Sanierungserfolges. In dem oben gezeigten Fall liegt das Sanierungsrisiko – also die Wahrscheinlichkeit des Eintritts der Insolvenz – bei einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 21,85% bei fallender Tendenz. Es lagen keine Einschränkungen vor. Der Y-Fehlerfaktor wurde mit 15% der Eintrittwahrscheinlichkeit, als 2,19% bestimmt.

 

7.3. RESÜMEE

Wesentlich für Kreditgeber oder andere betroffene Personenkreise ist die Tatsache, daß die geschaffene Basis den gesamten Sanierungsprozeß begleitet und der Erfolg ablesbar ist bzw. offene Punkte verfolgt werden können . Bei der Hardfactanalyse ergibt sich der Sanierungserfolg oder der Stabilisierungsgrad aus unterjähriger Berechnung der Kennzahlen oder aber mit dem Jahresabschluß.

Was darüber hinaus sehr interessant ist, ist die Tatsache, daß die oben dargestellten Module nur ein Bestandteil des integrierten Sanierungssoftwarepaketes CHARADOX©  (vormals ILTIS II©) sind. CHARADOX© deckt das gesamte Spektrum – von der Sanierungsfähigkeitsprüfung, über die Rationalisierungsplanung (incl. Personalabbau) und die daran gekoppelte Operative Planung, die mitlaufende Ist-Verfolgung bis zum Value Reporting – ab.

Damit ist also ein geschlossenes System vorhanden, was Kreditgebern, Auftraggebern und Unternehmern die Sicherheit über Beginn oder Nichtbeginn einer Sanierung bzw. den Ablauf der Sanierung und des Sanierungserfolges gibt. Einmal verstanden und akzeptiert ist die Objektivität unstrittig und unbestechlich.